DFV

Geschichte

von Hellmut Jessen

mitte: TS 4 auf Anhänger / links und rechts: Gründungswimpel (heutigen siehe unten)

Die Wiege der Jugendfeuerwehr steht auf der Insel Föhr. Seit über 100 Jahren gibt es dort in den Dörfern Jugendfeuerwehren. Sie waren nicht zuletzt aus der Not geboren. Die Männer fuhren großenteils zur See, besonders auf Walfang, und die Dörfer mit ihren idyllischen, aber auch besonders feuergefährdeten Reetdachhäusern wären ziemlich schutzlos gewesen, wenn nicht die Jugend sich des Feuerlöschwesens angenommen hätte. Zusammen mit den älteren Männern übten sie den Brandschutz aus.

Von dieser praktischen und sinnvollen Jugendarbeit ließen sich Thomas Nielsen und Franz Eck inspirieren. Eines Tages hatte Thomas Nielsen einige Niebüller Jungen für die Idee begeistert, in der Feuerwehr eine Jugendabteilung ins Leben zu rufen. Am 28.10.1953 war der Tag der Gründung der Niebüller Jugendfeuerwehr . Es waren 11 Jungen, die mit Thomas Nielsen und im Beisein von Wehrführer Franz Eck an der Gründungsversammlung teilnahmen. Dies waren Klaus Marcussen, Siegfried Fischer, Oluf Matthiesen, Detlef Christiansen, Walter Mommsen, Harald Nielsen, Adolf Mommsen, Rolf Nielsen, Berndt Bahnsen und Ludwig Bossen. Zum 1. Hauptmann, wie es damals noch hieß, wurde Klaus Marcussen gewählt.

Im Protokoll, das von der ersten Stunde an geführt wurde und noch wird, heißt es:“ Der Amtswehrführer Franz Eck stiftet Kaffee und Kuchen“. Der Schriftführer war Harald Nielsen, der in der Jugendfeuerwehr später bis auf Kreisebene hinein wirken sollte.

Die Jugendfeuerwehrmänner hatten sich eine eigene Satzung erarbeitet und verabschiedet. Als ganz wesentlichen Unterschied zu den Föhringer Jugendfeuerwehren bildete sich die Absicht heraus, die freiwilligen Mitglieder mit 12 Jahren aufzunehmen und bis zum 18. Lebensjahr zu behalten und dann direkt in die aktive Wehr zu übergeben. Auf Föhr wurden die Jungen in noch jüngerem Alter aufgenommen und man entließ sie mit der Konfirmation.

Thomas Nielsen ist es zu verdanken, daß die erste Jugendfeuerwehr „moderner Zeitrechnung“ auf dem Festland Südtondern weitere Wehren gegründet, später und teilweise auch gleichzeitig in anderen Bundesländern.
Wie bei den aktiven freiwilligen Wehren gründete sich auch die Niebüller Jugendfeuerwehr auf demokratischer Basis und wählte sich alljährlich einen neuen Vorstand. Es gelang den Gründungsmitgliedern mit Hilfe Franz Ecks und mit Unterstützung der Gemeindeväter, sich mit Uniformen auszurüsten. Sie bestand aus Tuchrock, Skimütze, Koppel und Schutzhelm. Geübt wurde zunächst am Gerät der aktiven Wehr. Hier gab es für die Jungen natürlich wegen des Gewichts der schweren Tragkraftspritze einige Probleme. Aber auch dies wurde gelöst. Hören wir, was Thomas Nielsen darüber berichtet: “ Im Juni 1955 gelang es mir, eine kleine TS2 mit einer Minutenleistung von 2001 mit Handentlüftung zu beschaffen und der Jugendfeuerwehr anläßlich ihres 2. Stiftungsfestes zu überreichen. Auch der dazugehörende Anhänger wurde einige Tage später beschafft. Etwa 3 Jahre später hatte ich die Gelegenheit, durch Tausch die alte TS2 gegen eine TS4, die in Harrislee durch einen Wehrführer von Föhr erworben wurde und für die dortige Jugendfeuerwehr zu groß und zu schwer erschien, zu erwerben. So ging die TS2 mit Anhänger nach Föhr. Außerdem zahlten die Föhringer DM 120,- dazu.

Für dieses Geld bauten die Jungen unserer Wehr dann in eigener Initiative einen neuen Anhänger auf einer Achse einer ehemaligen Gulaschkanone, ( siehe Bild oben )die für wenig Geld (DM 30,-)  vom Feuerwehrkameraden Martin Mommsen erworben wurde. Die neue TS4 mit Kreiselschieberpumpe als Ansaugvorrichtung hat dann viele Jahre ihren Dienst verrichtet.

Im Jahre 1960 tauchte dann erstmalig der Gedanke auf, auch für die Jungendfeuerwehr eine Fahne zu beschaffen. Rolf Nielsen wurde beauftragt, einen Entwurf herzustellen. Da gerade zu der Zeit das neue Stadtwappen herausgekommen war, wurde beschlossen, mit Genehmigung der Stadt, dieses Wappen in die Fahne aufzunehmen. Eine Flensburger Firma hat dann unsere Jugendfeuerwehr-Fahne für den Preis von DM 650,- hergestellt. Dieser Betrag wurde zum größten Teil durch Spenden aufgebracht. Am 8. April 1962 wurde die neue Fahne durch den Kreisbrandmeister Christian Christiansen  im Beisein der Wyker und Niebüller Fahne geweiht.

In den ersten Jahren nach der Gründung lag das Ziel der Ausbildung fast ausschließlich auf feuerwehrtechnischem Gebiet und der Pflege der Kameradschaft. Übungsdienste wurden alle 14 Tage abgehalten, wobei Thomas Nielsen als Ausbilder fungierte.

Zu den festen Einrichtungen im Jugendfeuerwehrleben gehörte am Jahresende die General-Versammlung, bei der der Vorstand entsprechend der Satzung zu wählen war und wo die Jungen das erste Mal in ihrem Leben mit wahrer Hingabe von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch machten, auch wenn noch so viele Stichwahlen nötig wurden. Das Ganze spielte sich natürlich ab unter den kritischen Augen der eingeladenen „hohen Tiere“, wie es einmal im Protokoll hieß. Fast immer waren Vertreter der Stadt und der drei Niebüller Wehren anwesend. Das ist bis heute so geblieben.

Die Hauptattraktion des Jahres aber ist immer im Herbst das Stiftungsfest, für dessen Vorbereitung jeweils ein Festausschuß verantwortlich war und ist. Natürlich gestaltet sich so ein Stiftungsfest als Tanz- und Unterhaltungsabend, zu dem die Eltern, aktive Kameraden und selbstverständlich von jedem Jungen ein Mädchen (manchmal im Notfall) die eigene Schwester eingeladen sind. Fast immer gehört ein Theaterstück, möglichst plattdeutsch, und auf jeden Fall eine Tombola dazu. Was die Tanzmusik betrifft, so gingen schon früher die Geschmäcker weit auseinander. Das heißt: die Jungen waren sich meist einig, sie wollten „heiße Musik“. Diese Musik war der älteren Generation nicht immer nach der Mütze, weil „zu laut“ oder „entartet“. Der Chronist weiß sich an das 10. Stiftungsfest im Jahre 1963 zu erinnern, damals noch im großen Saal bei Fiete Eck. Haupt-Ehrengast waren unser Landesbrandmeister Jonny Matthiesen und Frau. Seine Augen strahlten beim Anblick der strammen Jungs und Deerns. Uns solange es bei Marsch und Walzer blieb, war alles klar. Dann aber ging es los mit Beat und Rock. Unser Jonny sprach was von „Urwaldmusik“ und wollte schon die Kurve kratzen. Er konnte mit „Damenwahl“ umgestimmt werden.

Im Laufe der Jahre erweiterte sich der Aufgabenkreis erheblich. Zwar blieb die Feuerwehrtechnik das Kernstück der Ausbildung, doch wurde zunehmend jugendpflegerische Arbeit betrieben. Es wurden Fahrten, Zeltlager und Wochenendfreizeiten durchgeführt. Wer dabei gewesen ist, wird sich all jener herrlichen Erlebnisse gern erinnern. Man traf sich mit den inzwischen gegründeten Nachbar-Jugendwehren, veranstaltete im Winter Bastelabende und Discoparties. An allen größeren Veranstaltungen der aktiven Wehr war natürlich auch die Jugendwehr dabei. Auch bei Einsätzen waren die Jungen natürlich nicht zu halten, sondern machten sich nützlich, wo sie konnten.

Nach und nach wuchs die Wehr und hatte bald 2 Gruppen zu je 10-12 Mann. Nun konnte Thomas Nielsen den Dienstbetrieb allein nicht mehr bewältigen und erhielt Hilfe durch den Kameraden Uwe Jebsen, der sich mit viel Begeisterung in die Arbeit stürzte.

Nachdem Thomas Nielsen diese schöne Aufgabe 10 Jahre lang geleistet hatte, bat er um Ablösung. Am 10. Stiftungsfest wurde er feierlich verabschiedet und erhielt aus der Hand des Landesbrandmeisters Jonny Matthiesen die „goldene Leistungsspange“ für seine hohen Verdienste um den Aufbau der Jugendfeuerwehr.

Nachfolger als Ausbildungsleiter wurde Hellmuth Jessen. Gleichzeitig mit diesem neuen Abschnitt der Jugendfeuerwehr erreichte der Gemeindewehrführer Fritz Jannsen eine wichtige Zusage der Stadtväter. Wegen der großen Zahl von Freiwilligen durfte die Wehr auf Zugstärke gebracht werden. Das bedeutete, daß etwa 30 Jungen aufgenommen werden konnten. Jeder Jungfeuerwehrmann bekam für den Dienstbetrieb einen Kombi und ein Käppi. Die Betreuung von 3 Gruppen brachte es mit sich, daß zu den Ausbildungsleitern noch 2 Helfer dazu kamen. Hierfür stellten sich Uwe Jebsen und Harro Saggau zur Verfügung, später kam noch Berndt Bahnsen dazu.

Mit dem Spritzen-Anhänger allein war nun nicht mehr viel Staat zu machen. Vor allen Dingen brachte der einsatzmäßige Transport eines ganzen Zuges auch Probleme mit sich. So entstand 1966 die Idee, sich einen alten VW-Transporter zu beschaffen. Wir erhielten von VW-Andresen einen zwar ausgedienten, aber noch funktionierenden Transporter, der von Uwe Jebsen, Erk Kahlke und Karl-Heinz Johannsen in technischer Hinsicht überholt wurde und von einem Trupp freiwilliger Jungen und mit Hilfe von Max Petersen neu lackiert und mit Blaulicht und Martinshorn ausgestattet wurde. Wir waren stolz auf das Stadtwappen mit der Aufschrift „Jugendfeuerwehr Niebüll“ auf der Fahrertür. So eine tolle Errungenschaft hatte noch keine andere Jugendfeuerwehr.

Ausrüstungsmäßig wurden wir überhaupt immer besser. Für den Ausbildungsdienst erhielten die Jungen blaue Kombis, dazu Käppis und rote Schutzhelme, welche von der Feuerwehrunfallkasse gespendet wurden und nicht nur leicht und praktisch waren, sondern auch noch flott aussahen.

Im Sommer 1963 nahm die Jugendfeuerwehr Niebüll an einem Zeltlager der schleswig-holsteinischen Jugendwehren in Neumünster teil. Zeltnachbarn waren die Jungen aus Halstenbek mit ihrem Ausbildungsleiter Herbert Ehlers. Mit dieser Gruppe wurde eine so prächtige Kameradschaft geschlossen, daß sie bis zum heutigen Tage gehalten hat, obwohl die damaligen Junioren heute längst Familienväter sind und auch die Ausbildungsleiter inzwischen mehrmals gewechselt haben. Bei allen bedeutenden Festen erfolgen Einladungen hin und her. Dieses Zeltlager in Neumünster anläßlich des Landesfeuerwehrtages 1963 war jedoch der Ursprung.

Die Niebüller Jugendwehr entwickelte immer mehr Drang zu Ausflügen und Fahrten; es wurden unzählige Reisen und Begegnungen abgehalten. Sie sind fein säuberlich im Protokollbuch festgehalten, und die „alten Hasen“ können nachlesen, was sie einst getrieben haben.

Die wohl verdienstvollste Leistung der Wehr waren die Arbeitseinsätze auf der Vogelhallig Norderoog in den Jahren 1966, 1968, 1970 und 1972. Diese ungeschützte Hallig wurde erstmals in einem von uns geplanten und durchgeführten Einsatz durch den Bau von Lahnungen und Faschinenpackungen vor immer Weiter um sich greifenden Landverlust geschützt . Diese Einsätze waren nicht nur eine für die Erhaltung eines kostbaren Naturschutzgebietes gute Sache, sondern hatten wegen der Freiwilligkeit und der Uneigennützigkeit der Jungen und mancher bestandenen Abenteuer hohe erzieherische Bedeutung.

Unsere Jungen erhielten für diese Aktivitäten und Leistungen als Ehrung als erste Jugendfeuerwehr Schleswig-Holsteins den „Finnland-Pokal“ verliehen. Einer finnischen Jugendfeuerwehrgruppe, die bei den Kameraden in Leck zu Besuch war, gewährten wir auf Norderoog Gastfreundschaft anläßlich eines Tagesbesuchs.

Für die Jugendfeuerwehrmänner Klaus P. Bauer und Herbert Krüger war es dann ein besonderes Erlebnis, als sie 1969 zu einem Jugendtreffen nach Finnland fahren durften. Gutnachbarliche Beziehungen bestanden nicht nur zu den Jugendfeuerwehren, sondern auch zur Horstfeuerwehr Leck und der Bundesmarine in Flensburg. In Leck konnten wir jederzeit an größeren Löschvorführungen teilnehmen, und die Marine nahm uns mit auf Fahrten des Minensuchgeschwaders. Alle diese eindrucksvollen Erlebnisse sprachen sich bei der Jugend herum, und es war deshalb kein Wunder, daß wir uns vor Freiwilligmeldungen von Anwärtern kaum bergen konnten. Das ist bis heute so geblieben.

Nach achtjähriger Dienstzeit als Ausbildungsleiter wurde Hellmuth Jessen abgelöst. Mit Klaus P. Bauer als Nachfolger kam nun ein junger Kamerad in die Verantwortung, der selber die Jugendfeuerwehr durchlaufen hatte und aus schulischen Gründen noch einige Jahre in Niebüll verweilte, ehe er wegen Antritt seines Studiums seine erfolgreiche Arbeit als Jugendfeuerwehrwart, so hieß es jetzt, in andere Hände übergeben mußte. Von 1972 – 1975 hat Klaus P. Bauer die Geschicke der Wehr geleitet, tatkräftig unterstützt von Peter Jannsen und später Heinz Rathsack. Diese junge Führungsmannschaft setzte die Teilnahme an erlebnisreichen Einsätzen und Fahrten fort und sorgte auch dafür, daß der ausgediente Transporter durch ein gebrauchtes Fahrzeug, das Fritz Jannsen in Berlin günstig erstanden hatte, abgelöst wurde. Beim 20. Stiftungsfest 1973 feierten die Jugendfeuerwehrmänner gleichzeitig ihre 10jährige Freundschaft mit der Jugendfeuerwehr Halstenbek. Zur Feier dieses Ereignisses wurde eine gemeinsame Schiffahrt nach Wyk unternommen.

Nachdem nun drei Ausbildungsleiter aus der Ortswehr Niebüll hervorgegangen waren, hat die ausgleichende Gerechtigkeit und die diplomatische Geschäftigkeit des Gemeindewehrführers Fritz Jannsen dafür gesorgt, daß mit Wilhelm Lühr nun ein Deezbüller seit 1975 die Jugendfeuerwehr betreut. Das hat die sehr erfreuliche Folgeerscheinung, daß in der Jugendfeuerwehr nun wieder vornehmlich plattdeutsch gesprochen wird. Wer unsere heimische Mundart von zu Hause nicht gewohnt war, lernt sie durch Wilhelm Lühr jetzt in der Feuerwehr, mit Ausnahme der Kommandosprache natürlich. Wilhelm Lühr wird unterstützt von den Feuerwehrkameraden Heinz Rathsack, Günter Jannsen und Siegfried Fischer, wobei interessant ist, daß Siggi zu den Gründungsmitgliedern 1953 gehört hat.

In die Amtszeit Lühr fällt als ein besonderes Ereignis die Tatsache, daß die Jugendfeuerwehr einen eigenen Schulungsraum von der Stadt Niebüll zugesprochen erhielt. Eine der Mobilklassen auf dem Hof des jetzigen Jugendzentrums wurde bezogen und hob sich sehr bald durch eingesetzte Eigenarbeit und dem der Feuerwehr eigenen Ordnungssinn von der sonstigen Umgebung ab. Hier wurden besonders in der dunkleren Jahreszeit viele Schulungsdienste durchgeführt. Hier konnten sich die Jungen frei entfalten und nach ihrer eigenen Vorstellung einrichten. Nach dem Brand des JAW im April 1980 mußte dieser Raum leider wieder abgetreten werden, um vorübergehend als Werkstatt zu dienen. Aber inzwischen ist die neue Feuerwache fertig und bietet auch der Jugendfeuerwehr neue Möglichkeiten.

Nachdem auch das Berliner Fahrzeug seinen Geist aufgegeben hatte und in den Reparaturkosten unrentabel wurde, kam durch das Zusammenwirken mehrerer glücklicher Umstände eine Aktion zustande, die der Jugendfeuerwehr ein nahezu neues Mannschaft-Transportfahrzeug bescherte. Durch Spenden der Niebüller Bürger sowie der Stadt Niebüll und eine gute Portion Eigenarbeit konnte im April 1980 das neue Fahrzeug feierlich in Dienst gestellt werden.

Fortzetzung folgt……….

heutiger Wimpel

Von in am 18 Dez 2010

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